Hairliche Zeiten - Beim Naturfriseur

Meine Haare und meine Kopfhaut beschäftigen mich immer noch sehr, beziehungsweise ich mich mit meinen Haaren...

Alles begann damit, dass ich sie vor 4 Jahren kinnlang schneiden ließ und begann sie lockig zu tragen. Da ich mit meinen Haaren schon immer sehr experimentierfreudig war, hielt ich platinblonde Strähnchen für eine ganz tolle Idee und das Unheil nahm seinen Lauf: Haare kaputt, Kophaut gereizt... Zuerst habe ich die Wassertemperatur beim Haarewaschen reduziert und mir einen Fön mit Hitzeschutz besorgt, das schont die Kopfhaut. Dann habe ich mir einen hochwertigen, breitzinkigen Kamm und eine Bürste mit Wildschweinborsten zugelegt. Und dann lange nach einem neuen Friseur gesucht... bis ich "Gefühl für Haar" fand.

Beim Naturfriseur

Dass es Naturfriseure gibt,  habe ich erst vor 4 Jahren bei meiner Suche nach einem neuen Friseur entdeckt und da hatte es mir der Name "Gefühl für Haar" direkt angetan. Dass das dauerhafte Färben der Haare mit chemischen Haarfarben die Gesundheit gefärden und Allergien auslösen kann, ist heute ja allgemein bekannt. Aber was zeichnet einen Naturfriseur aus? Da ihr euch vielleicht die gleiche Frage stellt, habe ich kurzerhand meinen Friseur Frank Alex interviewt:

 

Seit wann gibt es Naturfriseure und wann hast du gemerkt, dass du kein "normaler Friseur" mehr sein möchtest? Gab es einen besonderen Auslöser?

Ja, das war 1995! Ich hatte gerade meinen Meisterbrief gemacht und war zurück in den Salon in dem ich schon meine Ausbildung gemacht hatte. Ich war unzufrieden wie es in diesem Salon ablief: wenig Zeit für die Kunden, wenn Haar oder Kopfhautprobleme auftauchten. Ich war damals schon ganzheitlich orientiert und hatte einen Artikel in einer Fachzeitschrift gelesen, in dem über die ersten Bio- bzw. Naturfriseure in Deutschland berichtet wurde, das hat mich fasziniert. Diese haben auch Seminare angeboten und ich habe dort ein Seminar über Pflanzenhaarfarben gebucht. Da ich schon viel Erfahrung mit Pflanzenfarben hatte, gab es für mich nicht so viel Neues in dem Seminar, interessant war aber wie die beiden arbeiteten. Die Zeit, die sie für die Kunden hatten, die Haarwaschliegen, die bunten Umhänge bzw. Kimonos. Die beiden haben während des Seminars viel über ihr Konzept erzählt und das war für mich die Initialzündung: So will ich das auch machen!

Dann habe ich mich 2 Jahre vorbereitet, eine Ausbildung in Wien zum Haar- und Hautpraktiker gemacht, wofür ich 1 Jahr lang jedes vierte Wochenende nach Wien gefahren bin. Danach war ich dann gut ausgebildet in allem was Haare und Haut angeht und habe mich in dem Betrieb in dem ich damals tätig war, selbstständig gemacht (s.g. Stuhlmiete) und dort 2 Jahre mein ganzheitliches Konzept verfolgt.

Es war aber schnell klar, dass ich mein Konzept in einer „normalen Salonatmosphäre“ nicht so leben kann, wie ich das gerne möchte. Somit war klar: Ich brauche eigene Räumlichkeiten, was ich dann 1999 verwirklichen konnte.

Wie wird man zum Naturfriseur? Ist das eine spezielle Ausbildung und wie sieht diese aus?

Nein, es gibt bis heute keine anerkannte Aus- bzw. Weiterbildung zum Naturfriseur. In Österreich versucht man das zu etablieren, was bisher aber nicht so richtig geklappt hat.

Was zeichnet das „Ganzheitliche“ aus. Was sind die Unterschiede zum konventionellen Friseur?

Der größte Unterschied ist natürlich die Chemie. Es gibt beim echten Naturfriseur keine Chemie, keine Dauerwellen, keine Strähnchen und keine chemischen Shampoos oder Pflegespülungen. Alles kommt aus kontrolliert biologischem Anbau. Der natürliche Friseur möchte die Haare gesund erhalten, der herkömmliche Friseur versucht die Kunden durch Färben abhängig zu machen, damit sie wieder kommen.

Bitte beschreibe deinen Salon und die Atmosphäre darin mit eigenen Worten. Wie unterscheidet sich der Salon von einem konventionellen Salon?

Ich finde mein Salon ist eine Oase. Ich habe ihn bewusst mit warmen Materialien gestaltet, mit Holzfußboden, mit viel Licht, mit Blick in den Garten. Es hat ja eher Wohnzimmeratmosphäre hier.

Wie sieht ein klassischer Besuch bei dir aus, was dürfen die Kunden erwarten?

Ich unterscheide zwischen Erstbehandlung und Folgetermin. Wenn eine Kundin das erste Mal kommt, finde ich es total wichtig, dass man sich die Zeit für eine ausführliche Beratung nimmt. Oft kommen die Kunden aus dem konventionellen Bereich und wissen gar nicht: Wie pflege ich meine Haare richtig? Was muss ich machen, um Kopfhaut und Haare gesund zu erhalten? Da nehme ich mir beim ersten Besuch mehr Zeit und die Kunden sollten auch die Pflegeprodukte mitbringen die sie Zuhause benutzen. Oft ist das, was da in den Schränken steht pures Gift und ich möchte die Kunden dann erstmal aufklären, was sie sich und ihren Haaren antun und was für Inhaltsstoffe enthalten sind. Die Kunden können Fragen stellen und ich erkläre natürlich auch alles was ich mache ausführlich: wie ich die Haare bürste, warum ich die Haare wasche, wie ich sie wasche, warum sie besser dieses und nicht jenes Shampoo nehmen sollten, gehe ins Detail… das dauert ca. 1,5 Stunden, die Folgetermine ca. 1 Stunde.

Die Behandlung selbst läuft so ab: Am Anfang werden die Haare mit einer Wildschweinborstenbürste gebürstet. Dann folgt die entspannende Haarwäsche im Liegen, die einfach auch ein sehr schöner Wellnessgenuss ist. Das ist für manche Kunden erstmal komisch, dass man sich so viel Zeit zum Haarewaschen nimmt. Da loslassen zu können, dauert dann auch manchmal ein paar Minuten beim ersten Mal. Nach dem Schnitt gibt es noch eine kleine Abschlusskopfmassage, dann wird geföhnt oder luftgetrocknet, je nachdem was gewünscht ist.

Welche Produkte verwendest du und was zeichnet diese aus?

 

Im Laufe der 20 Jahre habe ich schon alles Mögliche probiert, was an Naturkosmetik so möglich ist und bin letzlich bei 3 Marken hängen geblieben, die ich besonders gut finde (wenn auch nicht jedes Produkt, aber das hat ja auch mit persönlichen Vorlieben zu tun). Ich habe eine große Affinität zu schönen Düften, da ist John Masters Organics sehr schön, weil die Produkte so gut riechen und weil sie so super funktionieren, denn sie funktionieren auch bei Kunden, die noch chemisch behandeltes Haar haben. Und ich verwende noch zwei österreichische Firmen im Salon: Sanoll und CulumNATURA, die eher für schon gesundes, unbehandeltes Haar geeignet sind.

 

Wo können Interessierte Naturfriseure in ihrer Stadt finden?

 

Am besten im Internet nach Naturfriseuren in eurer Stadt suchen. Meines Wissens nach haben FIF (Forum Impulsgebender Friseure) und CulumNATURA auch Adresslisten, die sie auf Anfrage zur Verfügung stellen.

 

 

Vielen Dank für das Interview Frank!

 

Fazit

Die letzte Farbe kam im Sommer 2016 an meine Haare, mein erster Besuch bei "Gefühl für Haar" war im Dezember 2016. Seitdem ist ein Besuch beim Friseur für mich nicht mehr mit lauter Techno-Musik und beissenden Gerüchen verbunden, sondern ein Wellness-Event auf das ich mich schon Tage vorher freue! Entspannungsmusik, ein guter Kaffee mit einem netten Pläuschchen, die entspannende Kopfmassage und die tolle Atmosphäre...

 

Probiert es aus, ihr findet sicher auch einen Naturfriseur in eurer Nähe!

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